Rechtssicher als Coach: So reduzierst du dein Haftungsrisiko
19. August 2025Lesedauer: 3:30 Minuten
Hast du es auch gesehen?
Vor einiger Zeit bekam ich gleich von mehreren Mandanten Links geschickt zu Presseartikeln und einem Bericht in der ARD-Mediathek. Es ging um Meditation. Genauer gesagt um Fälle, in denen Menschen nach intensiver Praxis psychische Probleme entwickelt haben – bis hin zu Klinikaufenthalten und die Coaches dafür verantwortlich gemacht wurden.
Meine Mandanten waren empört, aber auch verunsichert: „Kann mir das als Coach/ Yoga-Lehrerin auch passieren? Was, wenn einer meiner Teilnehmer so reagiert und mir die Schuld gibt?“
Sie wollten eine klare rechtliche Einordnung – und da das für einige von euch interessant sein dürfte, trage ich die Fakten hier nochmal zusammen.
Warum Risiken nicht nur ein Gesundheitsthema sind
Intensive Meditation kann bei manchen Menschen unerwünschte Nebenwirkungen auslösen – von Angststörungen bis hin zu Klinikaufenthalten.
Für dich als Anbieter bedeutet das ganz rational und nüchtern betrachtet: Wenn ein Teilnehmer Schaden nimmt und du deine rechtlichen Sorgfaltspflichten verletzt hast, kannst du auf Schadensersatz verklagt werden.
Gut zu wissen: Oftmals sind es gar nicht die Teilnehmer die Klage erheben, sondern die Krankenkassen für verordnete Heilmittel und Reha-Aufenthalte oder der Arbeitgeber, weil er Regress für den bezahlten Verdienstausfall von dir haben will.
Denn im deutschen Recht gilt:
Es gibt keine „Teilnahme auf eigene Gefahr“!
Du musst alles Zumutbare tun, um Gefahren von deinen Kunden fernzuhalten.
Du musst über Risiken aufklären– und zwar vor Beginn des Kurses/ des Coachings.
Du musst Überforderungen vermeiden– das gilt auch im mentalen Bereich.
Haftung: Wann du verantwortlich bist – und wann nicht
Du haftest nicht, wenn sich ein normales Risiko verwirklicht (z. B. leichte Unruhe nach einer Übung, die in der Natur der Praxis liegt).
Du haftest, wenn...
du die psychische Verfassung deines Teilnehmers nicht abklärst,
du keine ausreichenden Hinweise zu Risiken gibst,
du Teilnehmende in Techniken drängst, für die sie nicht bereit sind,
du Warnsignale ignorierst.
Wie du deine persönliche Haftung deutlich reduzieren kannst
Du kannst im deutschen Recht deine Haftung für Gesundheitsschäden nicht ausschließen.
Die schlechte Nachricht:
Die oft verwendeten Haftungsausschlüsse sind rechtlich unwirksam und helfen dir im Ernstfall definitiv nicht.
Sätze wie:
Ich schließe eine Haftung meiner Person für Schäden jeglicher Art aus.
Sie willigen ein, das Coaching freiwillig und auf eigene Verantwortung durchzuführen.
Für jedes Risiko, dass Sie eingehen, haften Sie allein.
... sind unwirksam. Dafür kannst du sogar von der Konkurrenz oder der Verbraucherzentrale abgemahnt werden!
Die gute Nachricht:
Mit den richtigen juristischen Dokumenten und Prozessen minimierst du dein Risiko erheblich.
1. Individuell angepasster Vertrag
Klare Beschreibung deines Angebots
Ausschluss von Leistungen, die du nicht erbringen darfst
Über Coachingverständnis und Eigenverantwortung informieren
2. AGB mit Haftungs- und Gesundheitsklauseln
Deutlich machen, wofür du verantwortlich bist – und wofür nicht
Transparente Hinweise zu Risiken (z. B. Hands-on-Techniken)
Wirksame Haftungsreduzierung einbauen
3. Health Disclaimer
In verständlicher Sprache erklären, dass Meditation kein Ersatz für medizinische oder psychotherapeutische Behandlung ist
Betonen, dass Teilnehmer eine Eigenverantwortung behalten (das ist nicht dasselbe wie ein Haftungsausschluss)
Warnen, dass bestehende Behandlungen nicht ohne Rücksprache beendet werden dürfen
... usw.
4. Anamnesebogen
Neben den Fragen, die du für das Coaching brauchst, auch offene Fragen formulieren und Freiraum geben, damit der Kunde eigenständig Schilderungen machen kann
Schriftlich festhalten (nicht nur mündlich besprechen) – eine ordentliche Dokumentation ist im Streitfall ein starkes Beweismittel
Belehrung + Datum + Unterschrift
Typische Fehler, die Coaches, Gesundheitsberater & PT machen
❌ Copy-Paste-Vorlagen ohne Anpassung
❌ Nur kurze gesundheitliche Hinweise ohne rechtliche Tiefe
❌ Keine konkrete Risikobeschreibung
❌ Fehlende Abfrage des Gesundheitszustands
Fazit:
Meditation kann für deine Teilnehmer transformierend sein – im Positiven wie im Negativen.
Dein Job ist es, Wachstum zu ermöglichen, ohne zu gefährden. Das bedeutet: fachliche Kompetenz plus rechtliche Absicherung.
Lass dir professionelle Verträge, AGB, einen Health Disclaimer und einen Anamnesebogen erstellen, die zu deinem individuellen Angebot passen. Damit bist du vorbereitet – für den Alltag und für den Ernstfall.
Gar nicht so einfach, sich immer korrekt zu verhalten und seine Rechte durchzusetzen, aber mit der aktivKANZLEI durchaus machbar.
Wenn du Fragen zu dem Thema hast, vereinbare gerne ein kostenloses Kennlerngespräch. Wir zeigen dir gerne, wie wir dich dabei unterstützen können.
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit unserem Newsletter zu den Blogbeiträgen. Melden Sie sich an und erhalten Sie einmal die Woche interessante Neuigkeiten aus der Welt des Sportrechts!
Verständlich und praxisnah erkläre Ich Ihnen in Artikeln und Videos interessante Rechtsprobleme und gebe Ihnen konkrete Tipps zur Fehlervermeidung in der Praxis.
Generell sind Cookies gar nicht böse. Einige sind nötig, damit die Website
funktioniert, andere helfen mir, Ihnen künftig noch gezielter Tipps & Tricks für
Ihr rechtssicheres Business zu geben. Dazu nutze ich z.B. Google Analytics,
Facebook Pixel und LinkedIn Insight Tag.
Daher helfen Sie mir, aber auch sich, wenn Sie alle Cookies akzeptieren.